Zum entdecken und verlieben

Espedito Seleiro – Die Kunst und die Werke des Lederspezialisten aus dem Hinterland Cearás

Die Liebe für das Handwerk erbte Espedito Seleiro von seinem Vater. Das Zusammenkleben und Bemalen des Leders verwandelt es in einmalige Stücke wie Sandalen, die berühmten alpercatas, Schuhe, Taschen, Gürtel und bis hin zu Dekorationsartikeln. Seine Geschichte handelt von der Liebe zum Ort Cariri und dessen Ursprung.

Sein Vater, Raimundo Veloso, war ein bekannter Hersteller für Lederwams (ein Wams ist eine Form der Jacke und eine historische Form der heutigen Weste). Espedito Seleiro erzählt, dass eines Tages im Jahre 1930 ein Mann in die kleine Werkstatt seines Vaters trat und sagte er wolle eine andersartige Sandale haben, mit einer rechteckigen Sohle ohne Markierung der Fußform. Nach zwei Tagen waren die Schuhe fertig, und als der Mann sie abholte, fragte Herr Raimundo Veloso, für wen die so andersartige Sandale sei. Die Antwort war eine große Überraschung: für den Lampião*. Darauf sagte Herr Raimundo Veloso, er könne die Sandalen mitnehmen und dass er die Dienstleistung nicht berechnen werde.

Nach einiger Zeit kam Lampião zur Werkstatt von Herrn Raimundo Veloso, um sich für das Geschenk zu bedanken, und hinterließ als Andenken seinen eigenen Dolch. Diese Geschichte ist der Ursprung der exotischen Elemente der Mode in Ceará und in Brasilien.

Laut Espedito Seleiro hatte die quadratische Sohle der Sandale, ohne Hinweis darauf was vorne oder hinten war, einen einfachen Beweggrund. Die Banditen namens cangaceiros, die von der Polizei namens volantes im Hinterland gejagt wurden, wollten die Polizei überlisten. “Die quadratische Sohle hinterließ einen quadratischen Fußabdruck. Auf diese Weise könne die Polizei nicht nachverfolgen, in welche Richtung der Lampião gegangen sei”, erzählte er munter.

Heute befindet sich das Atelier des Kunsthandwerkers in Nova Olinda, etwa 500 Kilometer von Fortaleza entfernt. Der Sohn des Schöpfers der Lampião-Sandale wurde zu einer berühmten Marke und ist umkämpft von vielen Modeschöpfern und anderen Persönlichkeiten aus Film, Fernsehen und Design. Zurzeit werden die Stücke des Herrn Espedito durch Unternehmen wie Farm, Cavallera und Cantão vermarktet.

Sein Werk war schon Thema der Ausstellung “Da Sela à Passarela“, welche in São Paulo und Rio de Janeiro stattfand und eine große Anzahl Bewunderer versammelte. Außerdem kreierte er das farbige Lederwams, welche von der Figur des Schauspielers Marcos Palmeira im Film O Homem que Desafiou o Diabo (2007) benutzt wurde.

Herr Espedito Seleiro bewahrt in seinem Haus außerdem ein Ledermuseum (Museu do Couro), mit einem Bestand zahlreicher bedeutsamer Stücke, wie die ersten von ihm produzierten Sandalen (alpercatas) mit rechteckiger Sohle, die Teil der Lampião-Bande waren.

Er beschreibt den Anfang als eine schwierige Zeit, als er seine Produkte noch auf Märkten und in kleinen Geschäften in Nova Olinda anbot. Eines Tages, müde von so vielen gleichen Stücken, erkannte er, dass er hervorstechen und innovativ sein muss. Mit natürlichen Produkten wie einer Tinktur aus der Rinde des Angicobaumes, ein gewöhnlicher Baum in der Region, färbte er das Leder und fing gemusterte Sandalen in Rot, Blau und Gelb herzustellen. Es dauerte nicht lang, bis er unter den Händlern der Region bekannt wurde.

Nach vielen Jahren auf seinem Lebensweg zog seine Arbeit mit dem bunten und bearbeiteten Leder, die einen großen Bezug zum Hinterland hat, die Aufmerksamkeit renommierter Designer wie Humberto und Fernando Campana auf sich. 2015 präsentierten sie eine Möbelserie namens Coleção Cangaço, die auf Holz, Stroh und Leder basiert. Seitdem wurde die Gestaltung von Möbeln zu einer zusätzlichen Tätigkeit Seleiros.

Espedito Seleiro erzählt, dass er alle Rohstoffe in Petrolina, im Hinterland von Pernambuco, in Juazeiro des Bundesstaates Bahia und in Fortaleza, der Hauptstadt von Ceará, kauft. Aus jedem Herkunftsort entsteht ein Produkt unterschiedlicher Art. Er selbst kümmert sich um die Muster und entwickelt mit Hilfe seiner Familie die Modelle. Dort arbeiten 22 Personen, darunter seine Kinder, Neffen und Nichten, Enkel, Schwiegertöchter und -söhne. “Jedes Paar Schuhe wird innerhalb von 2 Tagen produziert. Die Sohle besteht meistens Reifenkautschuk, der aus alten Reifen gewonnen wird. Das Leder ist komplett per Hand genäht”, berichtet der Kunsthandwerker und erinnert sich an die Details, die er in jedem Stück verwirklicht.

Er ist gesprächig und ein guter Handwerker. Zwischen der Ausbildung der Lehrlinge und dem Zuschneiden des Leders empfängt Herr Espedito Gäste, die mit ihm über seine Geschichte sprechen wollen. Er weiß, dass seine Stücke oft gefälscht und nachgemacht werden, aber er sagt, dass ihm das egal sei. In letzter Zeit denkt er darüber nach, seine Lederwaren noch mehr abzuändern. Er, der bereits Schuhe, Taschen, Gürtel, Accessoires und Dekorationsartikel produziert, hat weitere Märkte im Blick. Er hat schon angefangen, in  Mobiltelefon- und Tablethüllen sowie in Motorradsättel zu investieren.

*Virgulino Ferreira da Silva, kurz Lampião (*4. Juni 1898 in Serra Talhada, † 28. Juli 1938 in Poço Redondo), war ein brasilianischer Bandit, ein cangaceiro, der im Nordosten Brasiliens, außer in Piauí und Maranhão, agierte. Er wurde bekannt als König des Cangaço*, weil er der erfolgreichste cangaceiro-Anführer der Geschichte war. Er erhielt seinen Spitznamen aufgrund seiner Fähigkeit ununterbrochen zu schießen, womit er die Nacht erhellte.

* O Cangaço war ein Phänomen des brasilianischen Banditentums, das sich im Nordosten des Landes ereignete. Dabei irrten die Männer der Truppe durch die Städte, auf der Suche nach Gerechtigkeit, nach Rache für mangelnde Arbeit, Nahrung und fehlende Bürgerrechte, die das normale Leben der Bauern bewirken.

Foto: Philipi Bandeira.

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